Programmheft
Anton Rubinstein (1829 – 1894)
Streichquartett c-Moll op. 17 Nr. 2
Moderato
Allegro molto vivace
Andante
Moderato
Zum Programm
Der 1829 geborene Anton Rubinstein hat die Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts maßgeblich geprägt. Neben und nach Franz Liszt war der knapp 20 Jahre Jüngere einer der erfolgreichsten und charismatischsten Klaviervirtuosen. Als Mitbegründer der Russischen Musikgesellschaft wirkte er entscheidend an der Gründung des ersten russischen Konservatoriums in St. Petersburg mit. In seiner Heimat und im Ausland feierte er als Dirigent Triumphe. Zudem war er ein produktiver Komponist, der unter anderem siebzehn Opern, sechs Sinfonien, etliche Klavier-, Violin- und Cellokonzerte, Kammermusik, Lieder und eine beträchtliche Anzahl von solistischen Klavierwerken geschrieben hat. Die Bedeutung seines Schaffens für die russische Musik ist nicht zu unterschätzen – war es doch wegweisend für Komponisten wie Peter Tschaikowski und Sergej Rachmaninow.
Kompositorisch und kulturpolitisch hat sich Rubinstein sein Leben lang stark an Felix Mendelssohn Bartholdy, den er während seines Kompositionsstudiums in Berlin kennengelernt hatte, orientiert. Er spielte für Russland eine ähnliche Rolle wie jener für Deutschland.
In Leipzig, wo Mendelssohn Bartholdy das erste deutsche Konservatorium mitbegründet und die Gewandhauskonzerte geleitet hat, war Rubinstein oft zu Gast.
Von der Kammermusik Rubinsteins ist heute kaum noch etwas bekannt. In den Jahren 1852/53 schuf er nicht weniger als sechs Streichquartette, die er in Dreiergruppen unter den Opuszahlen 17 und 47 zusammenfasste. Sie offenbaren einerseits seine Nähe zur Mendelssohnschen Musik und lassen andererseits erkennen, dass der Klaviervirtuose auch für Streichinstrumente geschickt und dankbar zu schreiben wusste.
Das zweite, heute zur Aufführung kommende Quartett beginnt mit einer Fuge, deren Hauptthema sehr ausdrucksstark ist. Eine besondere Stellung nimmt der langsame, mit Dämpfer vorzutragende dritte Satz ein, der unter dem Namen Sphärenmusik in der Fassung für Streichorchester Berühmtheit erlangt hat. Das Quartett beschließt mit einem an Dramatik reichen Finale.
Reinhold-Quartett
Das Reinhold-Quartett, bestehend aus Musikern des Gewandhausorchesters Leipzig, gründete sich 1996 mit dem Wunsch, gemeinsam zu musizieren und eigene musikalische Wege zu beschreiten. Wichtige Anregungen bekamen sie durch Professor Karl Suske und Professor Thomas Brandis. Seither gab das Ensemble mehr als 250 Quartettabende im In- und Ausland, die bei Publikum und Kritik gleichermaßen Anklang fanden.
Besondere Höhepunkte waren und sind die Konzerte im Leipziger Gewandhaus und in der Semperoper Dresden. Ein Janáček-Zyklus in Prag und ein Quartettabend im Edvard-Grieg-Haus in Bergen sind ebenso zu nennen, wie die Auftritte bei den Festivals im Rheingau und in Bad Hersfeld. In der Spielzeit 2000/2001 spielte das Ensemble 12 Vorstellungen eines Ballettabends an der Leipziger Oper.
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) arbeitet seit 1999 regelmäßig mit dem Reinhold-Quartett zusammen, sowohl bei Live-Produktionen, als auch im Studio. So entstanden Streichquartettaufnahmen, u. a. von Brahms, Dvořák, Bruckner, Haydn und Webern, aber auch Ersteinspielungen mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy, Arnold Mendelssohn und Luciano Chailly. Einen wichtigen Baustein des Ensemble-Repertoires bildet das Musizieren in erweiterter Besetzung. Hierbei sind u. a. Peter Schurrock sowie die Professoren Wolfgang Manz, Jürnjakob Timm, Peter Bruns und Felix Schwartz die Quintettpartner.
Im Februar 2013 wurde das Streichquartett At the octoroon balls von Wynton Marsalis durch das Reinhold-Quartett im Gewandhaus zur europäischen Erstaufführung gebracht.
Bis heute liegen vier CD-Aufnahmen vor, die einen zeitlichen Bogen von Haydn bis Maxwell Davies über 190 Jahre Quartettliteratur spannen. Zuletzt erschienen die Streichquartette von Eugen d'Albert.