Programmheft
Programm
Carl Reinecke (1824-1910)
Ballade op. 288
Sigfried Karg-Elert (1877-1933)
Impressions exotiques op. 134
Idylle champêtre
Danse pittoresque
Colibri
Lotus
Evocation a Brahma
Der langjährige Gewandhauskapellmeister und Lehrer am Konservatorium Carl Reinecke konnte am Ende seines langen Lebens auf gleich mehrere musikgeschichtliche Epochen zurückschauen. Als junger Mann begann er seine künstlerische Laufbahn unter den wohlwollenden Augen von Mendelssohn und Schumann, deren musikalischen Wertevorstellungen er sich zeitlebens verpflichtet fühlte. Die stilistische Verbundenheit mit diesen beiden Vorbildern und die Ablehnung der Neudeutschen Schule brachte ihm auch Kritik ein, obwohl er in seinen vielen Kompositionen einen unerschöpflichen Einfallsreichtum unter Beweis stellte. Die zutiefst romantische Ballade op. 288 entstand in seinem Sterbejahr und war die letzte Komposition Reineckes.
Ein Schüler Carl Reineckes am Leipziger Konservatorium war Sigfried Karg-Elert. Der im Stil sehr wandlungsfähige Komponist beschäftigte sich intensiv mit neueren internationalen musikalischen Entwicklungen, was ihn im eher konservativen Klima der Leipziger Musiklandschaft zu einem Außenseiter machte. Sein besonderes Interesse galt der Musik für Orgel, jedoch schuf er auch zahlreiche Lieder und kammermusikalische Werke. Allein für die Flöte schrieb er 24 Stücke, was sicher seiner Freundschaft mit dem Soloflötisten des Leipziger Gewandhauses, Carl Bartuzat, zu verdanken ist. Zu den Flötenwerken zählen auch die Impressions exotiques op. 134, die Karg-Elerts Begeisterung für den Impressionismus widerspiegeln.
Künstler
Elizaveta Birjukova ist in Zentralrussland aufgewachsen und kam als 16-jährige nach Deutschland. Während ihres Studiums an der Leipziger Musikhochschule Felix Mendelssohn Bartholdy vertiefte sie die stilistische Auseinandersetzung mit der Barockmusik und entdeckte darüber hinaus die Welt der Neuen Musik.
Im Rahmen eines Aufbaustudiums in Weimar bekam Elizaveta Birjukova zur in Leipzig intuitiv begonnenen Selbstrealisierung als Solistin in der Konzert- und Ensembletätigkeit frische Impulse. Reisen nach Frankreich zu Barockmusikfestivals, Solo-Auftritt und Stipendienpreis der Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik, Aufführung des Konzertes von Carl Reinecke beim Internationalen Festival Junge Stars des 21. Jahrhunderts in Samara/Russland, Teilnahme als Kammermusikerin an Festspielen in Mecklenburg-Vorpommern, Salzburg, Bonn, Weimar, Darmstadt, Prag und Beirut, Mitbegründung bzw. kammermusikalische Tätigkeit im Ensemble DUO9, gegründet 2009 zusammen mit dem Pianisten Christoph Ritter, den Ensembles für Neue Musik klangwerkstatt weimar (heute – klangwerk am Bauhaus), ensemble iberoamericano weimar und ensemble marges, als Traversflötistin im Leipziger Barockorchester, im Neuen Leipziger Barockensemble, in der Merseburger Hofmusik, beim Dresdner Barockorchester, Tätigkeit als Dozentin bei Meisterkursen und Workshops in Deutschland, Russland, in der Ukraine und im Libanon – all das formte die interpretatorische Gestalt Elizaveta Birjukovas jenseits einer Routinevorstellung von den Möglichkeiten und Grenzen flötistischer Aufführungspraxis.
Seit 2021 ist Elizaveta Birjukova künstlerische Leiterin des von ihr initiierten Landesjugendensembles Neueste Musik Sachsen.
Christoph Ritter studierte an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar bei Volkmar Lehmann, Rolf-Dieter Arens (Klavier) und Ludwig Bätzel (Liedgestaltung). Meisterkurse absolvierte er zudem bei Peter Solymos und Jacob Lateiner. In den Jahren 1989 bis 1991 schlossen sich ein Privatstudium sowie Meisterkurse bei Norman Shetler an; 1992 Meisterkurs/Assistenz bei Dalton Baldwin am Centre International de Formacion Musicale Nice. Eine umfangreiche Konzerttätigkeit als Solist, Liedbegleiter und Kammermusiker führte ihn nach Deutschland, Österreich, Ungarn, Frankreich, Norwegen, Schweiz, Taiwan, Großbritannien, Irland, Türkei, Kuba und in die USA. Er ist Mitbegründer und Pianist der Ensembles für Neue Musik klangwerkstatt weimar, das seit den 1990er Jahren, ausgehend von seiner Weimarer Konzertreihe, regionale und internationale Ausstrahlung entfaltete – sowie des 2019 gegründeten Ensembles klangwerk am bauhaus. Besondere Impulse erhielt Christoph Ritter durch den direkten Austausch mit Komponistinnen und Komponisten, unter ihnen Toshio Hosokawa, Younghi Pagh-Paan, George Crumb, Isabel Mundry, Adriana Hölszky, Dimitri Terzakis, Andrea Scartazzini, Dieter Ammann, Rebecca Saunders, Charlotte Seither, Franz-Martin Olbrisch, Ulrich Kreppein und Sergej Newski. Zu Ritters künstlerischem Portfolio gehören außerdem die Konzeption und Realisierung eigener Konzertreihen sowie diverse Rundfunk- und CD-Aufnahmen. Er lehrt seit 1993 als Professor für Werkstudium sowie Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Darüber hinaus leitete er internationale Meisterkurse für Liedgestaltung für Sänger*innen und Pianist*innen an renommierten internationalen Musikhochschulen, wie z.B. in Princeton, Taipei, Biel, Birmingham, Oslo, Istanbul, Dublin, Madrid und Havanna.