Auftakt

Kurt Masur & Das Neue Gewandhaus

Chronik

1. Juli 1974
Der Gewandhauskapellmeister Kurt Masur schreibt an das Zentralkomitee der SED, namentlich an den Ersten Sekretär Erich Honecker zu den Planungen und Bau eines neuen Gewandhauses:

"Das Gewandhausorchester Leipzig entstand vor nunmehr ca. 230 Jahren, gegründet von progressiven Kräften des Bürgertums der Stadt. Eines der wenigen Spitzenorchester mit Weltruhm, dessen Geschichte nicht auf höfischer Tradition beruht ... Der Spielort des Gewandhausorchesters ist nach wie vor der 1946 als Interimssaal wieder hergestellte Bau der Kongreßhalle im Zoo. Für jeden, der die Notwendigkeiten der Stadt Leipzig ... kennt, ist es unvorstellbar, daß dieser Saal heute noch zu repräsentativen Veranstaltungen auch im internationalen Maßstab benutzt werden muß. Aber offensichtlich haben sich die verantwortlichen Leipziger Stellen bereits daran gewöhnt, daß ihnen die Unzumutbarkeit dieses Saales gar nicht mehr bewußt wird ... Im Vertrauen auf Ihren Weitblick und Ihre Entschlußfähigkeit bitte ich Sie um Hilfe. Das Gewandhausorchester wird im Jahr 1981 den 200. Jahrestag des Einzuges in den ersten Saal feiern, der diesem Klangkörper seinen Namen gegeben hat."

12. August 1974
Antwort und Zusage von Erich Honecker zum Bau des Auditorium Maximum und Aufnahme des Vorhabens im Fünfjahresplan 1976 - 1980. Damit wurde sichergestellt, dass der Neubau auf dem Karl-Marx-Platz, dem heutigen Augutusplatz, aus Anlass der 200-Jahr-Feier des Gewandhausorchesters eingeweiht werden kann.

Mai 1976
Der IX. Parteitag der SED beschließt, in Leipzig ein neues Gewandhaus für 83 Millionen Mark zu errichten - es wird der erste und einzige Konzertsaal-Neubau der DDR werden.

20. Januar 1977
Ein Bagger der Brigade „Erich Sundt" vom BMK Süd vollzieht den ersten Schaufelhub auf dem Gelände des im 2. Weltkrieg zerstörten Gebäudes des Museums für bildende Künste.

8. November 1977
Grundsteinlegung  durch Prof. Dr. Kurt Masur im Beisein von DDR-Kulturminister Hans-Joachim Hoffmann und vielen weiteren Gästen. Kurt Masur versenkt in traditioneller Zeremonie eine Kassette mit Urkunden, Münzen, Briefmarken und Tageszeitungen.

Worte Kurt Masurs zur Grundsteinlegung:
"Ich widme den ersten Hammerschlag den Bauarbeitern, den Meistern, den Architekten, den Ingenieuren und den großen Kollektiven aller Mitschaffenden an diesem Bau, daß dieses Werk gelingen möge, mit dem Wunsch für ihr persönliches Wohlergehen.

Ich widme den zweiten Hammerschlag dem Gewandhaus zu Leipzig, dem Kollektiv des Orchesters, den Mitarbeitern der Verwaltung, den Technikern und all denen, die in diesem Haus tätig sein werden, sowie unserem hochgewachsenen Nachbarn und den Mitnutzern dieses Hauses, der Karl-Marx-Universität, all ihren Mitarbeitern und Wissenschaftlern, damit unsere gemeinsame Arbeit für Kultur, Wissenschaft und zur Erziehung unserer Jugend Früchte tragen möge.

Ich widme den dritten Hammerschlag unserer sozialistischen Heimat, der Deutschen Demokratischen Republik, mit dem Wunsch, daß durch unsere gemeinsamen Bemühungen um die Erhaltung des Friedens dieses Haus in Frieden überdauern möge."

1. April 1978
Beginn der Stahlskelettmontage der beiden Säle durch Kollektive des Metalleichtbaukombinats.

29. Dezember 1978
Richtfest - Bauleiter Peter Kunze hält den Richtspruch.

15. März 1979
Kurt Masur drückt auf dem Podium seine Schuhe in den noch feuchten Estrich inmitten von Baugerüsten und Baumaschinen und betritt somit erstmals sein zukünftiges Podium.

20. bis 25. April 1981
Akustik- und andere Funktionsproben im Großen Saal mit Prof. Dr. Fasold und seinen Experten von der Bauakademie der DDR.

6. und 7. Oktober 1981
Generalprobe und zugleich Ehrung mit zwei Konzerten für die Erbauer des Neuen Gewandhauses.

8. Oktober 1981
Schlüsselübergabe an Kurt Masur durch Erich Honecker, Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrates der DDR und „Festveranstaltung des Ministerrates der DDR zur Eröffnung des Neuen Gewandhauses“. Aus diesem Anlass versammeln sich über 100 000 Menschen dicht an dicht vor dem Gewandhaus.

Dankesrede von Kurt Masur: „Dieses Haus ist ein Geschenk, das sich das Volk selbst gegeben hat. Wir wollen uns bemühen, mit hohen künstlerischen Leistungen jedes Konzert zu einem schönen Erlebnis für die Werktätigen werden zu lassen.“

Am Abend des 8. Oktober 1981
Eröffnungskonzert mit der Uraufführung von Siegfried Thieles Gesänge an die Sonne und Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 9 d-moll.

Besetzung:
Gesang: Edda Moser, Rosemarie Lang, Peter Schreier, Theo Adam
Orgel: Matthias Eisenberg
Gewandhauschor, Gewandhaus-Kinderchor, Rundfunkchor Leipzig, Thomanerchor Leipzig

17. Oktober 1981
Das Orgelkonzert unter der Mitwirkung von Matthias Eisenberg, Hannes Kästner und Wolfgang Schetelich ist zugleich die feierliche Orgelweihe des vom VEB Potsdamer Schuke-Orgelbau erbauten Instrumentes, dem bisher größten Neubau seiner Art in der DDR. Eine weitere Besonderheit war der Einbau unter den herausfordernden Bedigngungen der Bauarbeiten.

Tagesthemen - 8. Oktober 1981 - Zur Eröffnung des Gewandhauses

25. November bis 4. Dezember 1981
Gewandhaus-Festtage Leipzig - Internationale Orchester zu Gast im Gewandhaus wie das
Staatl. Akademische Sinfonieorchester der UdSSR mit Wladimir Werbitzki, die Staatskapelle Dresden mit Herbert Blomstedt, die Berliner Philharmoniker mit Herbert von Karajan, das Yomiuri Nippon Symphony Orchestra mit Rafael Frühbeck de Burgos und Ken-Ichiro Kobayashi

Planungsteam des Neues Gewandhaus zu Leipzig

Dipl.-Ing. Peter Kunze, Oberbauleiter des Neuen Gewandhauses:

„Neben der gemeinsamen Freude über erreichten Baufortschritt regte er uns in zahlreichen Gesprächen mit hoher Sachkenntnis immer wieder an, weiter so zielstrebig an der Verwirklichung des Projekts zu arbeiten. Er wirkte an den Entscheidungen aktiv mit, half uns, das anspruchsvolle Ziel, ´Das dritte soll das Beste sein´, zu erreichen...Während unserer Zusammenarbeit erlebten wir die Vielseitigkeit von Kurt Masur auch auf den Gebieten Akustik, Innenarchitektur und Farbgebung - Fragen, die er aus seinem unermesslichen Erfahrungsschatz der Kenntnis internationaler Konzerthäuser mit uns beriet und zu denen er Antworten fand."

Leiter: Oberingenieur Hans-Joachim Müller

Oberbauleiter: Oberingenieur Martin Schulze

Städtebaulich-architektonische Konzeption:
Prof. Dr. Horst Siegel, Prof. Dr. Rudolf Skoda

Entwurf und Projekt:
Prof. Dr. Rudolf Skoda, Dipl.-Ing. Eberhard Göschel, Dipl.-Ing. Volker Sieg, Dipl.-Ing. Winfried Sziegoleit

Bau-und Raumakustik:
Prof. Dr. Wolfgang Fasold, Dr. Helgo Winkler, Dipl.-Ing. Hans-Peter Tennhardt, Dipl.-Ing. Eberhard Küstner

Konstruktive Konzeption und Statik:
Dipl.-Ing. Rolf Seifert, Leipzig, Harald Baumgarten, Leipzig, Dipl.-Ing. Rudi Hohlbein - Bauakademie der DDR Berlin

Bauausführung: VEB BMK Süd, Betriebsteil Industriebau Leipzig

Oberbauleiter: Dipl.-Ing. Peter Kunze

Partnerbetriebe des Gewandhauses:
VEB Kombinat „Otto Grotewohl" Böhlen
Graphischer Großbetrieb Offizin Andersen Nexö (OAN)