Durch die Kraft der Musik

Die mehrteilige biographische Comic-Reihe „Durch die Kraft der Musik“ zum Leben und Wirken Kurt Masurs führt mit dem bereits dritten Band „Kurt & Leipzig am 9. Oktober 1989“ als bedeutender Baustein auf das Kurt Masur Centennial 2027 hin. Der Comic lädt Leserinnen und Leser jeden Alters dazu ein, sich von Kurt Masur inspirieren zu lassen.

Ein Projekt der Kurt Masur Centennial GmbH in Kooperation mit dem Internationalen Kurt Masur Institut

Als renommierter Gewandhauskapellmeister war Kurt Masur durch sein Engagement für Musik und Kultur mit vielen Gastspielen in fernen Ländern frühzeitig zu einem Weltenbürger geworden. Die dort erlebte Normalität führte zwangsläufig zu wachsenden Widersprüchen mit dem Erlebten in der DDR. Das von jungen Menschen selbstorganisierte Leipziger Straßenmusikfestival im Juni 1989 war ein Ausdruck des wachsenden Freiheitsdrangs. Volkspolizisten verhafteten die Straßenmusiker und verurteilten sie zu teilweise hohen Geldstrafen.

Masur war von dem Umgang mit den Musikern entsetzt. Was überall auf der Welt selbstverständlich war, sollte in der DDR verboten sein? Auf Einladung des Dirigenten und unter seinem Schutz fanden kurz darauf im Gewandhaus die "Begegnungen im Gewandhaus" statt, bei denen über die Ereignisse offen diskutiert wurde.

Am 9. Oktober 1989, dem Tag der entscheidenden Montagsdemonstration und der über allem stehenden Drohung, dass sich die Ereignisse des Tian'anmen-Massakers wiederholen würden, wurde Kurt Masur erneut aktiv. Gemeinsam mit dem Theologen Peter Zimmermann, dem Kabarettisten Bernd-Lutz Lange und den SED-Funktionären Kurt Meyer, Jochen Pommert und Roland Wötzel verfasste er als Teil der „Leipziger Sechs“ einen Aufruf zur Gewaltlosigkeit. Dieser Appell, den Masur persönlich über den Stadtfunk verlas, trug maßgeblich zum friedlichen Verlauf der Demonstration bei.

Zusätzlich öffnete Masur das Gewandhaus im Herbst 1989 als Ort für einen offenen Dialog zwischen Bürgern und Staat. Die daraus resultierenden "Leipziger Postulate" mit ihren Forderungen nach Reformen und Demokratisierung bildeten eine wichtige Grundlage für die friedliche Revolution.

Masurs Engagement ging in dieser Zeit weit über seine Rolle als Dirigent hinaus. Er nutzte seine Autorität und seinen Einfluss, um in einem kritischen Moment der Geschichte zur Deeskalation beizutragen. Sein Handeln unterstreicht die bedeutende Rolle, die Kulturschaffende in Zeiten politischer Umbrüche spielen können. Darüber hinaus bleibt der Aufruf ein herausragendes Ereignis in der Geschichte der DDR, da sich auch erstmals Funktionäre der SED ihrem Gewissen statt der Parteidisziplin. Ihr gemeinsamer Einsatz für einen friedlichen Dialog hat nicht nur den Verlauf der Montagsdemonstration beeinflusst, sondern bildete in der Endkonsequenz ein entscheidendes Momentum auf dem Weg zur deutschen Wiedervereinigung. In einer Zeit, in der weltweit autoritäre Tendenzen zunehmen, dient das Beispiel von Kurt Masur und den "Leipziger Sechs" als Inspiration für bürgerschaftliches Engagement.

Es zeigt, wie wichtig es ist, dass sich Persönlichkeiten aus Kultur, Kirche und Politik gemeinsam für Demokratie und Freiheit einsetzen. Die Ereignisse von 1989 in Leipzig bleiben ein leuchtendes Beispiel dafür, wie friedlicher Protest und besonnenes Handeln tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen bewirken können.

Robert Unger, Internationales Kurt Masur Institut

unter Mithilfe von Sascha Lange, Historiker

© Chris Lee
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