Programmheft
Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
Streichquartett C-Dur KV 465 Dissonanzenquartett
Adagio – Allegro
Andante cantabile
Menuetto. Trio
Allegro molto
Zum Programm
Mit seinen 1782 in Wien publizierten sechs Streichquartetten op. 33 erregte Joseph Haydn die Aufmerksamkeit der gesamten Kulturszene Europas und löste sowohl beim Publikum als auch bei zahlreichen Komponisten eine regelrechte Streichquartett-Euphorie aus. Durch ihre Klarheit und Ausgewogenheit, durch die gelungene Verschmelzung von galantem Stil und Expression, von Subtilität und Strenge erfüllten diese Quartette in einer bis dahin unübertroffenen Weise einen idealtypischen Gattungsanspruch.
Auch bei Wolfgang Amadeus Mozart hinterließen jene Werke einen großen Eindruck. Offenbar betrachtete er sie als Herausforderung, denn innerhalb von gut zwei Jahren schuf er ebenfalls sechs Streichquartette – ohne einen Auftrag, lediglich aus kompositorischem Ehrgeiz: um sich die neue Technik des Quartettstils anzueignen. Dass ihm dies mitunter schwer fiel, lassen die Autographe erkennen; es sind diejenigen Niederschriften von seiner Hand, in denen er am meisten korrigiert, radiert und immer wieder geändert hat. Den 1785 vollendeten Zyklus widmete Mozart dem „teuersten Freund Haydn“.
Das C-Dur-Quartett KV 465 beschließt jenen sechsteiligen Zyklus. Berühmtheit – und den Beinamen Dissonanzenquartett – erlangte dieses Werk durch die langsame Einleitung zum Kopfsatz. In der Tat bricht diese wegen ihrer schweifenden Chromatik und unerwarteten Intervallfolgen mit dem konventionellen Tonfall sonst üblicher Eröffnungen. Doch die eigentliche Besonderheit dieses Quartetts liegt nicht in seiner auffälligen Harmonik, sondern vielmehr in der meisterhaften Verknüpfung von Spielfreude und satztechnischer Brillanz.
Gelten Mozarts Quartette heute als Inbegriff der klassischen Streichquartettkunst, so stießen die harmonischen Kühnheiten auf Unverständnis bei etlichen Zeitgenossen. Im 1787 erschienenen Magazin der Musik urteilte beispielsweise der Rezensent, die Quartette seien „zu stark gewürzt – welcher Gaum kann das lange aushalten“, und ein italienischer Verleger sandte das Notenmaterial gar zurück, weil er es aufgrund der vielen fremden Akkorde und Dissonanzen für fehlerhaft hielt. Joseph Haydn kommt jedoch die musikhistorische Ehre zuteil, die Ausnahmestellung der ihm gewidmeten Quartette sofort erkannt zu haben.
Reinhold-Quartett
Das Reinhold-Quartett, bestehend aus Musikern des Gewandhausorchesters Leipzig, gründete sich 1996 mit dem Wunsch, gemeinsam zu musizieren und eigene musikalische Wege zu beschreiten.
Wichtige Anregungen bekamen sie durch Professor Karl Suske und Professor Thomas Brandis. Seither gab das Ensemble mehr als 250 Quartettabende im In- und Ausland, welche bei Publikum und Kritik gleichermaßen Anklang fanden.
Besondere Höhepunkte waren und sind die Konzerte im Leipziger Gewandhaus und in der Semperoper Dresden. Ein Janáček-Zyklus in Prag und ein Quartettabend im Edvard-Grieg-Haus in Bergen sind ebenso zu nennen wie die Auftritte bei den Festivals im Rheingau und in Bad Hersfeld. In der Spielzeit 2000/2001 spielte das Ensemble 12 Vorstellungen eines Ballettabends an der Leipziger Oper.
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) arbeitet seit 1999 regelmäßig mit dem Reinhold-Quartett sowohl bei Live-Produktionen als auch im Studio zusammen. So entstanden Streichquartettaufnahmen u. a. von Brahms, Dvořák, Bruckner, Haydn und Webern, aber auch Ersteinspielungen mit Werken von Felix Mendelssohn Bartholdy, Arnold Mendelssohn und Luciano Chailly. Einen wichtigen Baustein des Ensemble-Repertoires bildet das Musizieren in erweiterter Besetzung. Hierbei sind u. a. Peter Schurrock sowie die Professoren Wolfgang Manz, Jürnjakob Timm, Peter Bruns und Felix Schwartz die Quintettpartner.
Im Februar 2013 wurde das Streichquartett At the octoroon balls von Wynton Marsalis durch das Reinhold-Quartett im Gewandhaus zur europäischen Erstaufführung gebracht. Bis heute liegen 4 CD-Aufnahmen vor, die einen zeitlichen Bogen von Haydn bis Maxwell Davies über 190 Jahre Quartettliteratur spannen. Zuletzt erschienen bei cpo die Streichquartette von Eugen d'Albert.